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Tipps für den Handel: Wie Sie Ihre Liquidität kurzfristig und langfristig erhöhen können

liqidittLiquidität ist die jederzeitige Verfügbarkeit von Zahlungsmitteln in Form der Bankguthaben und Kassenbestände sowie täglich fälliger Wertpapiere (in einem liquiden Markt), um fällige Verbindlichkeiten zu bezahlen. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie als Händler Ihre Liquidität aufrecht erhalten können und auf welche Dinge Sie auf jeden Fall achten sollten, um Zahlungsschwierigkeiten langfristig zu vermeiden.

Liquidität ist das Ergebnis vieler Entscheidungen

Dass sie nicht mehr wirklich so liquide sind, merken viele Unternehmer erst sehr spät: Kunden bezahlen nur schleppend und eigene Verbindlichkeiten können dadurch erst immer später bezahlt werden.

Dabei wird der Dispositionskredit dauernd bis an die Grenze in Anspruch genommen oder sogar hin und wieder überzogen. Es muss immer mehr Zeit aufgewendet werden, um die Zahlungsfähigkeit aufrechtzuhalten. Diese Zeit fehlt dann für die eigenen Kunden und das Tagesgeschäft leidet darunter.

Warum ist Liquidität gerade für Einzelhändler ein wichtiges Thema?

Der Einzelhandel ist in der Regel von einem schnellen Warenumschlag geprägt, was zu starken Geldflüssen führt. Neue Ware muss eingekauft und möglichst schnell wieder verkauft werden, Lieferantenrechnungen sowie Personal- und eventuelle Mietkosten wollen bezahlt werden.

(Drohende) Illiquidität ist gemäß dem Paragraphen 17 ff. der Insovenzordnung ein Eröffnungsgrund für das Insolvenzverfahren und geht im Einzelhandel fast immer mit einer Überschuldung daher.

Werden Forderungen nicht beglichen, erhöht sich im Unternehmen der operative Druck und bei finanziellen Engpässen steigt auf Grund der Richtlinien von Basel 2 oftmals auch die bis dahin kreditgebende Bank aus.

Auch im Einzelhandel gilt deshalb der Grundsatz: Liquidität vor Rentabilität – und das nicht nur in Krisenzeiten.

Voraussetzung für eine Liquiditätssteuerung

Um den oben genannten Grundsatz zu berücksichtigen, muss die Liquidität Ihres Unternehmens natürlich zunächst in quantitativer und zeitlicher Hinsicht gemessen werden als Grundlage für die die Liquidität steuernden Entscheidungen und Maßnahmen.

Kann ich meine Liquidität aus dem Jahresabschluss oder aus der Bilanz errechnen?

Viele Unternehmer gehen davon aus, dass Sie die nötigen Kennzahlen zur Bestimmung Ihrer Liquidität aus Ihrem Jahresabschluss oder aus der Bilanz ziehen können. Das ist insofern richtig, als dass der Jahresabschluss genau wie die Bilanz eine Momentaufnahme der finanziellen Situation des Unternehmens darstellt und den aktuellen Finanzstatus präsentiert. Allerdings sind sowohl der Jahresabschluss als auch die Bilanz das falsche Mittel, um Rückschlüsse auf die zukünftige Liquidität des Unternehmens zu ziehen und sie für die Zukunft erfolgreich zu steuern.

Das liegt daran, dass sich Bilanz und Jahresabschluss immer auf das gesamte letzte Geschäftsjahr beziehen. Sie liefern keine detaillierten Informationen über die monatlichen oder wöchentlichen Zahlungsströme und dienen eher der Präsentation Ihrer (statischen) Liquidität gegenüber Dritten.

Gesucht ist jedoch die (dynamische) Liquidität die eine quantitative (Geld) und eine zeitliche Dimension (Monat oder Woche) hat. Diese Liquidität wird mit Hilfe eines vollständigen und lückenlosen Finanzplans abgebildet. Dieser kann selbst erstellt oder mit Hilfe eines Steuerberaters geführt werden und liefert Ihnen einen genauen Überblick über die aktuelle Situation Ihres Unternehmens.

Wie kann ich meine Liquidität kurzfristig erhöhen?

Wenn Sie Ihre Liquidität nun kurzfristig erhöhen wollen, stehen Ihnen dafür im Wesentlichen vier Instrumente zur Verfügung: Sie können (1) die Einzahlungen erhöhen, (2) die Einzahlungen vorverlegen, (3) Ihre Auszahlungen senken oder (4) die Auszahlungen verschieben. Im Folgenden werden wir Ihnen einige Beispiele von Maßnahmen dieser Instrumente nennen, mit denen Sie kurzfristig die Liquidität erhöhen können. Natürlich passen diese Beispiele aber nicht auf jedes Unternehmen und sind auch nicht immer gleich gut umsetzbar oder wirkungsvoll.

1. Einzahlungen erhöhen

  • Bieten Sie Rabattaktionen an, um mehr Kunden zu einem Kauf anzuregen. Dies geht zwar zur Lasten der Rentabilität, aber die Liquidität hat (besonders in Krisenzeiten) Vorrang.
  • Tätigen Sie Desinvestitionen und verkaufen Sie zum Beispiel nicht benötigte oder nur selten benötigte Anlagen.
  • Alternativ können Sie auch Sale-Lease-Back-Verfahren anwenden: Sie verkaufen Ihre Anlagen (auch benötigte), um sie anschließend “zurückzuleasen”.

2. Einzahlungen vorverlegen

  • Um Einzahlungen vorzuverlegen, können Sie Ihren Kunden sogenannte Skonti anbieten. Ein Skonto ist ein Preisnachlass auf den Rechnungsbetrag, der gewährt wird, wenn Ihr Kunde innerhalb einer bestimmten Zeit bezahlt. In der Regel beträgt der Skontosatz zwischen zwei und drei Prozent. So können Sie Ihre Kunden dazu motivieren, den Rechnungsbetrag schneller zu begleichen und Sie erhalten früher Ihr Geld.
  • Außerdem haben Sie die Möglichkeit, von Ihren Kunden eine Anzahlung auf den Kaufpreis zu verlangen. So erhalten Sie zwar nicht den gesamten Kaufpreis sofort, können mit der Anzahlung aber eigene, ausstehende Verbindlichkeiten begleichen.
  • Hilfreich kann es auch sein, wenn Sie mit Ihren Kunden Lastschrifteinzüge vereinbaren. So werden die Rechnungen meistens schneller beglichen, als es mit einer selbstständigen Überweisung der Kunden oder über ein Kreditinstitut der Fall wäre.
  • Wie schnell Ihre Kunden die Rechnung begleichen, hängt auch davon ab, wie schnell Sie die Rechnung erstellen und versenden. Wenn Sie diesen Prozess beschleunigen können, erhalten Sie möglicherweise auch früher Ihre Zahlungen.
  • Ebenso können Sie Ihr Mahnwesen intensivieren, sodass Kunden schneller an noch ausstehende Zahlungen erinnert werden. Es ist auch möglich, dies von einem externen Dienstleister übernehmen zu lassen.

3. Auszahlungen senken

  • Indem Sie selbst angebotene Rabatte und Skonti Ihrer Lieferanten nutzen, können Sie Ihre gesamten Auszahlungen senken.
  • Gerade im Einzelhandel ist eine Analyse der Kundenzahlen zu bestimmten Öffnungszeiten sehr wichtig: Reduzieren Sie das Verkaufspersonal zu Zeiten, bei denen nicht so viel los ist und optimieren Sie Ihre Personaleinsatzplanung, um so unnötige Personalkosten zu vermeiden.

4. Auszahlungen verschieben

  • Wenn Sie eine größere Investition tätigen, können Sie mit dem Lieferanten eine Ratenzahlung vereinbaren. Je nachdem, wie Ihr Finanzplan aufgestellt ist, können Sie versuchen, größere Beträge in eine Periode zu verschieben, in der Ihnen mehr Mittel zur Verfügung stehen.
  • Zusätzlich können Sie längere Zahlungsziele vereinbaren und diese bis zuletzt ausnutzen. In der Regel wird Ihnen dann aber kein Skonto mehr gewährt werden, sodass diese Maßname im Widerspruch zu der unter 3. aufgeführten Maßnahme steht. Hier ist ein Blick auf Ihren Finanzplan unerlässlich: Ist es für Sie wichtiger, in der Periode insgesamt weniger Auszahlungen zu haben oder können Sie eine Verbindlichkeit im Moment einfach nicht begleichen, sodass Sie soweit wie möglich nach hinten geschoben werden muss?
  • Möglicherweise kommt für Sie auch eine Umschuldung in Frage: Dabei werden kurzfristige Verbindlichkeiten in langfristige Darlehen umgewandelt.

Beachten Sie jedoch, dass besonders die Verschiebung von Auszahlungen dazu führen kann, dass es zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu (größeren) Liquiditätsproblemen kommen kann.

Wie kann die Liquidität im Einzelhandel lang- und mittelfristig erhöht und gesichert werden?

Neben diesen kurzfristigen Instrumenten können Sie aber noch jede Menge anderer Entscheidungen treffen, die sich positiv auf Ihre Liquidität auswirken und die helfen können, andere negative Entwicklungen aufzufangen.

Natürlich ist es sinnvoll, diese Punkte frühzeitig zu berücksichtigen, um gar nicht erst in die Not einer drohenden Illiquidität zu kommen.

Die Maßnahmen, die Sie hierzu anwenden können, lassen sich in folgende Entscheidungsebenen aufteilen:

  • Strategische Entscheidungen
  • Taktische Entscheidungen
  • Wissensbasierte Entscheidungen
  • Operative Entscheidungen

Was soll diese Unterscheidung, wenn ich über meinen Kontostand zur Bezahlung von Rechnungen nachdenke?

Sie soll den Blick dafür öffnen, dass diese Entscheidungsebenen einen unterschiedlichen zeitlichen Horizont haben. Dabei sind strategische Entscheidungen langfristig, taktische Entscheidungen mittelfristig, wissensbasierte Entscheidungen kurz bis mittelfristig sowie operative Entscheidungen kurzfristig.

Die kurzfristigen operativen Entscheidungen wurden vorhin schon kurz erläutert.

Viele Unternehmer entwickeln ein Gespür für die Liquidität erst im eingangs beschriebenen Szenario und sind damit sofort in der operativen Entscheidungsebene. Das bedeutet, dass ihre Entscheidungen zwar das Problem kurzfristig lösen, aber im Umkehrschluss nicht langfristig, d.h. es wird kein ganzheitliches Umfeld geschaffen, das die Sicherung der Zahlungsfähigkeit unterstützt.

Als Anhang zu diesem Beitrag haben wir eine Checkliste zusammengestellt, die bestimmte Entscheidungen den Ebenen zuordnet und Ihnen damit eine erste Orientierung gibt. Sie werden erstaunt sein, wie viele Entscheidungen Auswirkungen auf die Liquidität haben. Sie können mich auch gerne persönlich unter meiner Durchwahl 0203 - 44 98 999-13 kontaktieren und sich kostenlos zu diesem Thema in meiner Kanzlei erkundigen. 

Die Liquidität ist der Schmierstoff der Wirtschaft und so werden wir das Thema in weiteren Beiträgen vertiefen.

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Heinz Potthast

Autor: Heinz Potthast

Heinz Potthast ist Steuerberater und Wirtschaftsprüfer mit einem großen Erfahrungsschatz durch seine langjährige Tätigkeit bei namhaften Gesellschaften wie KPMG und PKF. Er ist das Gesicht, das übergeordnete Kontrollgremium und der Leiter unserer Kanzlei. Er betreut jeden unserer Kunden persönlich. Heinz Potthast is tax consultant in Germany with an huge international network to help companies all over the world.

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